im Theater: Eine Frau in einem roten Mantel spielt den Teufel. Sie streckt den Arm aus und hält die Hand zum Einschlagen hin. Rechts steht Faust mit einem braunen Gehrock. Er schaut zum Teufel.
Der Teufel (Barbara Gottwald) ist sicher, Fausts (Jessica Stukenberg) Seele gewonnen zu haben.

Goethes Faust in einfacher Sprache

Zwei Schauspielerinnen, eine Idee: Nach einer Fortbildung zum Thema Barrierefreiheit im Theater stellten sich Jessica Stukenberg vom Freien Theater Fulda und Barbara Gottwald vom Theater mittendrin der enormen Herausforderung, Goethes Faust in einfacher Sprache auf die Bühne zu bringen. Unterstützung erhielten sie dabei vom Wetterauer Büro für Leichte Sprache der Teilhabe Wetterau. Dort fand nun auch das erste Gastspiel des Ensembles statt.

Theaterstück in einfacher Sprache

Goethes Faust ist der Klassiker der deutschen Literatur. Vor rund 250 Jahren geschrieben ist das Werk inhaltlich aktueller denn je. Es geht um Langeweile, Versuchungen, Machthunger, Liebe, Erwartungen an sich selbst und an andere, und die grundsätzlichen Herausforderungen des Lebens. Aus diesem epischen Werk in komplizierter Sprache ist ein Drama in 60 Minuten geworden – in einfacher Sprache. Verse und Reime wurden aufgelöst, Sätze verkürzt, moderne und einfache Worte gewählt. Der Text und das Stück insgesamt sind dadurch einfacher zu verstehen. Bekannte Zitate aus dem Original sind trotzdem wiederzuerkennen. Die Handlung ist reduziert, die Botschaft aber immer noch erhalten. Jessica Stukenberg, die sowohl einen ruhigen Gott als auch einen zerrissenen Heinrich Faust spielt, und Barbara Gottwald, die einerseits den hinterlistigen Teufel und anderseits ein naives Gretchen verkörpert, verzaubern mit einer sehr gelungenen schauspielerischen Leistung.

Verständlich, prägnant, kurzweilig ...

Was als „Faust – eine Challenge“ begonnen hat, ist eine prägnante, kurzweilige, spannende, dramatische und zuweilen lustige Theaterproduktion geworden, die allen Zuschauern „Goethes Faust“ näherbringt. So war die einhellige Meinung des Publikums von der Teilhabe Wetterau, dass sich der Theaterbesuch gelohnt hat. Die Zuschauer waren von Anfang an gefangen, haben über die Langeweile des Teufels gelacht, mit dem unzufriedenen Faust mitgefühlt, waren von der Liebe zwischen Faust und Gretchen gerührt und haben mit dem zutiefst betroffenen, traurigen Faust gelitten. Wie im Original blieb das Ende offen und das Publikum musste für sich entscheiden, wer die Wette gewonnen hat und Fausts Seele bekommen soll: Gott oder der Teufel.

Jeder Zuschauer profitiert

„Wir freuen uns sehr, „Goethes Faust in einfacher Sprache“ für die Menschen von der Teilhabe Wetterau zu spielen. Das macht die Sache für uns rund“, betonten Jessica Stukenberg und Barbara Gottwald vor der Aufführung im Bürgertreff in Beienheim. Denn Marianne Arndt vom Wetterauer Büro für Leichte Sprache von der Teilhabe Wetterau hatte das Textbuch in einfache Sprache übersetzt und eine Gruppe von Menschen mit geistigen Behinderungen, die in den Wetterauer Werkstätten arbeiten, hatte geprüft, ob die Übersetzung wirklich einfacher zu verstehen ist. „Goethes Faust in einfacher Sprache“ ist aber nicht nur für Menschen mit geistigen Behinderungen gedacht. Jeder Zuschauer profitiert davon. Das Stück anzuschauen ist ein beeindruckendes Erlebnis.

Die Produktion des Freien Theaters Fulda in Kooperation mit dem Theater mittendrin kann gebucht werden: faust-einfach.de

Unterstützung

Die Teilhabe Wetterau hat das Gastspiel in Beienheim vorrangig für die Klienten des Unternehmens organisiert. Unterstützt wurde sie dabei mit einer Spende in Höhe von 500 Euro von der Mantel GmbH und von der Stadt Reichelsheim bei der Anmietung des Bürgertreffs. Herzlichen Dank dafür!

Im Theater: Gretchen mit einem hellblauen Kleid schaut naiv zu Faust, der sie am Arm hält und auf sie einredet.
Faust (Jessica Stukenberg) überredet Gretchen (Barbara Gottwald) zu einem folgenschweren Schäferstündchen.
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