Eine Gruppe ist beim OCL in Nidda besonders aufgefallen: die Teilnehmer der Teilhabe Wetterau gGmbH. 184 Leute in lila T-Shirts gingen mit auf die Strecke und hatten einen riesigen Spaß an der Veranstaltung. Das Besondere: Mehr als die Hälfte dieser Menschen haben einen erhöhten Unterstützungsbedarf. Sie sind Menschen mit geistigen oder mehrfachen Behinderungen, mit Lernschwierigkeiten oder anderen Einschränkungen.
Allein ist es für die meisten von ihnen nicht möglich, an einer solchen Veranstaltung teilzuhaben. Das fängt mit der Anmeldung an, die von Manuela Diehl zentral gesteuert wurde, geht über das Hinkommen, das von Maurice Faust über die Fahrdienste koordiniert wurde, bis hin zur Orientierung vor Ort. „Viele unserer Klienten können sich nicht gut verständigen. Sie können sich weder etwas zu essen und zu trinken besorgen, noch finden sie eine Toilette. Auch die Menschenmassen und die Beschallung überfordern sie oft einfach“, erklärt Katharina Glaum, sozialpädagogischen Betreuung der Teilhabe Wetterau. Sie wissen nicht, wohin sie gehen müssen, können vielleicht nicht allein laufen oder sind nicht gut zu Fuß. Da ist eine fremde Stadt eine Herausforderung. Wege mit unterschiedlichen oder unebenen Straßenbelegen werden zur Hürde und Bürgersteige vor allem für Rollstuhlfahrer zur Barriere. Wenn aber eine vertraute Person sie begleitet, haben sie die nötige Unterstützung und die Sicherheit, um den Trubel und die Atmosphäre genießen zu können.
Heide Hesse-Schmidt lebt in der Besonderen Wohnform der Teilhabe Wetterau in Bad Salzhausen. Als sie gefragt wurde, ob sie beim OCL dabei sein will, hat sie sofort ja gesagt. Am Start war sehr viel los: eine Menschenmenge und laute Musik. Das war anstrengend für sie, aber mit Unterstützung ihrer Betreuerin Steffi ist sie durchgestartet. „Am besten hat mir das Laufen gefallen und dass die Leute uns unterwegs angefeuert haben“, sagt Heide. Im Festzelt, wo sich nach dem Lauf alle getroffen habe, hat ihr die Musik gefallen und dass viele Leute getanzt haben. Sie war ein bisschen enttäuscht, dass die Teilhabe Wetterau nicht die größte Gruppe beim OCL gewesen ist. „Ich habe meiner Freundin vom Lauf erzählt. Sie kommt nächstes Mal auch mit“, so Heide. Ihre Begeisterung ist ansteckend.
So ist es auch bei Maximilian Herrmann. Der freut sich auch Tage nach dem Lauf noch über die Veranstaltung und grinst über’s ganze Gesicht. „Ich war beim letzten OCL schon dabei, deshalb wollte ich unbedingt wieder mitfahren“, erinnert sich Maximilian, der in Stockheim arbeitet und in Rommelhausen wohnt. Er war am Start ein bisschen aufgeregt, „aber gut aufgeregt!“. Zusammen mit dem Leiter der Werkstatt, in der Maximilian arbeitet, ist er abwechselnd gelaufen und gejoggt. So hat der beide Runden geschafft. Darauf ist er richtig stolz. Er fand es super, dass so viele Leute den Läufern zugejubelt haben. „Es war ein richtig schöner Abend“, sagt er glücklich. Ob er das nächste Mal wieder dabei ist? „Natürlich! Das lasse ich mir nicht entgehen!“
„Es war richtig schön“, freut sich auch Ingo Kempel, der die Tagesförderstätte der Teilhabe Wetterau in Hirzenhain besucht und in der Besonderen Wohnform in Bad Salzhausen lebt. Auch er beantwortet die Frage, ob er wieder mitmachen will, mit: „Na klar!“. Ihm haben die T-Shirts am besten gefallen, sowohl das lila Shirt von der Teilhabe Wetterau als auch das offizielle OCL-Läufershirt. Überhaupt ist es vielen wichtig gewesen, sich über die T-Shirts miteinander verbunden und zusammengehörig zu fühlen. „Lila ist meine Lieblingsfarbe“, erzählt Alexandra Lux, die in der Besonderen Wohnform Höhenblick in Gedern wohnt. Und auch Petra Kratz hat das T-Shirt gut gefallen. „Für viele Klienten ist es wichtig, sich mit einer Gruppe identifizieren zu können“, erklärt Katharina Glaum. Janina Hofmann-Zörner, die in der Besonderen Wohnform in Bad Salzhausen arbeitet, bestätigt das: „Die Klienten haben sich alle sehr über das T-Shirt gefreut, weil es zeigt, dass sie dazugehören und ein Teil vom Unternehmen sind“.
Die vielen Menschen, der Applaus auf der Strecke, die tolle Stimmung und die Musik im Festzelt nach dem Lauf: Den Teilnehmer von der Teilhabe Wetterau hat der OCL viel Spaß gemacht. Sie haben ganz selbstverständlich dazu gehört und waren willkommen. Der Bürgermeister von Nidda, Thorsten Eberhard, hat sie schon beim Start besonders begrüßt. Die Zuschauer auf der Strecke haben ihnen zugejubelt. Und zum Schluss hat das Gymnasium Nidda unter Leitung des Sportlehrers Christian Haas den Preis für die größte Gruppe an die Teilhabe Wetterau weitergegeben, eine Geste, die von viel Wertschätzung zeugt und mit großem Dank angenommen wurde.
Teilhabe Wetterau gGmbH
Bahnhofstraße 61
63667 Nidda
06043 801 250
info@teilhabe-wetterau.de
Die Teilhabe Wetterau fördert, unterstützt und begleitet Menschen mit geistigen und mit schwerst-mehrfachen Behinderungen sowie Menschen mit psychischen oder seelischen Einschränkungen. Gesellschaftliche Teilhabe, berufliche Qualifikation und Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt sind unsere wesentlichen Zielsetzungen.
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