Markus Haselbauer und Eva Reichert sind die Geschäftsführer von der Teilhabe Wetterau gGmbH.
Eva Reichert und Markus Haselbauer sind die Geschäftsführer der Teilhabe Wetterau gGmbH. Sie haben die Namensänderung initiiert und umgesetzt.

Selbstbestimmung und Teilhabe

Am 1. Juli 2024 wird aus der Behindertenhilfe Wetteraukreis gGmbH die Teilhabe Wetterau gGmbH. Ein Gespräch mit den Geschäftsführern.

„Teilhabe Wetterau ist ein Name, der zu uns passt“, dieser Meinung sind die beiden Geschäftsführer Eva Reichert und Markus Haselbauer. Das Unternehmen setzt sich seit fast 50 Jahren für Menschen ein, die Unterstützung brauchen und wollen. Gestartet ist die Behindertenhilfe 1976 mit dem Ziel, für einige junge Menschen mit geistigen Behinderungen adäquate Arbeitsplätze zu schaffen. Seitdem ist viel passiert: Zu den Arbeitsplätzen kamen Wohneinrichtungen, Tagesförderstätten, Bildungsangebote, eine Kita sowie ein Inklusionsunternehmen. Die Angebotspalette des Sozialdienstleisters wurde stetig erweitert.

Paradigmenwechsel in der Eingliederungshilfe

Vor allem in den vergangenen sechs Jahren hat sich das Unternehmen enorm weiterentwickelt und modernisiert. „Das Bundesteilhabegesetz (BTHG) hat einen Paradigmenwechsel eingeleitet. Pädagogische Ansätze in der Eingliederungshilfe haben sich deutlich verändert. Es hat ein Wandel vom Hilfesystem zum Assistenzsystem stattgefunden. Selbstbestimmung und Personenzentrierung sind wichtige Stichworte“, sagt Eva Reichert. „Dass jeder Mensch das Recht hat, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, haben wir schon seit vielen Jahren in unserem Leitbild verankert“, betont sie. Dazu gehöre, dass jeder selbst entscheide, wie er leben und arbeiten möchte.

„Um Teilhabe zu ermöglichen, braucht es individuelle Lösungen. Wir betrachten jede Person einzeln: Was möchte sie erreichen? Welche Stärken und Fähigkeiten hat sie? Und welche Assistenz braucht sie?“, erklärt Markus Haselbauer und nennt ein Beispiel: Ein junger Mensch, der nur wenig Unterstützung brauche, um auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten oder in der eigenen Wohnung leben zu können, werde genauso begleitet wie ein schwerst-mehrfach behinderter Mensch, dem in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung ein strukturierter, angepasster Arbeitsalltag ermöglicht wird. „Jeder soll am Berufsleben teilhaben können und bekommt dafür von uns genau die Unterstützung, die er braucht“, sagt Markus Haselbauer.

Keine Stigmatisierung mehr

Dazu kommt, dass der Begriff „Behinderte“ in der heutigen Zeit nicht mehr angemessen ist. Viele Menschen mit Behinderungen wollen nicht als „Behinderte“ bezeichnet werden, was nicht verwunderlich ist, wenn „behindert“ auf deutschen Schulhöfen als Schimpfwort gebraucht wird. „Behinderung, Beeinträchtigung, Handicap – egal wie man es nennt, es bezeichnet einen Makel. Niemand möchte auf seine Schwäche reduziert werden. Wir handeln grundsätzlich stärkenorientiert“, so Eva Reichert. Deshalb solle auch der Unternehmensname nicht stigmatisieren.

Ein weiterer Grund für die Veränderung sei die Veränderung des Personenkreises, den das Unternehmen ansprechen will. „Menschen mit psychischen Erkrankungen, Sucht- oder Suchtmittelerkrankungen und Belastungsstörungen brauchen passgenaue Unterstützung und einen strukturieren Arbeitsalltag, den sie ohne Stress bewältigen können. Und unsere Beratungsstellen richten sich an sehr viele Personen, die sich bisher von der “Behindertenhilfe” nicht angesprochen gefühlt haben“, erklärt Markus Haselbauer.

Teilhabe Wetterau gGmbH

So kam es, dass der Aufsichtsrat des Unternehmens und die Mitglieder des Trägervereins einer Namensänderung zugestimmt und den neuen Namen „Teilhabe Wetterau gemeinnützige GmbH“ mit großer Begeisterung verabschiedet haben. „Wir sind sehr stolz, die kontinuierliche Weiterentwicklung des Unternehmens jetzt auch im Namen abzubilden“, freuen sich beide Geschäftsführer. Ihr Fazit: „Der Name Teilhabe Wetterau spiegelt wertschätzend wider, wer wir sind und was wir tun: ein modernes, personenzentriertes Sozialdienstleistungsunternehmen, das individuelle Teilhabe im gesellschaftlichen und beruflichen Leben ermöglicht.“

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